
Unter derselben Sonne
- René Hope
- 27. Aug.
- 1 Min. Lesezeit
Ich sitze am Ufer,
nach einer langen Fahrt,
am See, nicht weit von jenem Ort,
an dem du geboren wurdest,
Papa.
Ist es dieselbe Sonne,
die auch deine Haut wärmte?
Dasselbe Flüstern des Windes,
das dich durch Sommerhitze trug?
Dasselbe Grün,
das deine Augen liebkoste?
Dasselbe Rascheln der Blätter,
das deine Ohren umspielte?
Derselbe Mond und
dieselben Sterne,
die dir den Weg zeigten?
Damals gab es diesen See noch nicht.
Dein Leben war Arbeit,
hart und unerbittlich.
Wenig war der Lohn.
Und am Ende:
Vertreibung.
Gefangenschaft in den Jahren,
die deine schönsten hätten sein können.
Und doch –
hier an diesem Ort
fühle ich eine seltsame Nähe.
Als würden unsichtbare Fäden
uns beide verbinden.
Denn auch unsere Ahnen
zogen einst die Donau hinab,
hinein ins Ungewisse,
getragen von Hoffnung
auf ein besseres Morgen.
Heute sitze ich hier,
dankbar für ihren Mut,
ihre Kraft,
ihre Opfer.
Dankbar,
dass ihr Weg mich hierher führte.
Mögen dieselben Werte,
diese Stärke, diese Hingabe,
auch in die Herzen derer fallen,
die nach uns kommen.
Damit ihr Leben –
und unser aller Leben –
zum Wohle aller leuchte.



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